Wie lernen Sie am liebsten? Es würde mich nicht wundern, wenn „Notizen machen“ bei Ihnen ganz oben steht. Bei mir auch. Aber aktuell prüfe ich, was mit Podcasts noch möglich ist. Dabei sind drei Podcastfolgen zum Thema Audioreflexion herausgekommen. Und eine steile Lernkurve.
Journalist*innen denken meist schreibend nach. Deshalb war es für mich ungewohnt, ein Audiomedium zum Nachdenken zu nutzen. Drei Podcastepisoden später sehe ich: Diese Methode ermöglicht nicht nur eine mediale Variation – sie lässt sich auch sehr unterschiedlich anwenden, sei es im Studium oder in Forschung und Lehre. Drei Beispiele:
Kommentierend lernen
Für die Episode Audioreflexion als Format im Einsatz von Science goes Podcast habe ich die Rekorderfunktion meines Handys eingeschaltet und mir eigene Interviews am Desktoprechner nochmal angehört. Das mache ich sonst selten. Ich wollte wissen: Sind meine Fragen wirklich so gut, wie ich sie im Moment des Gesprächs empfinde? Hake ich nach? Hebe ich zentrale Gedanken hervor?
Zwei Podcastfolgen habe ich mir so angehört. Fiel mir etwas auf oder ein, habe ich meine Gedanken eingesprochen. Mal lief das Interview weiter, mal habe ich es angehalten. Die Audioreflexion war dabei nicht immer angenehm, aber lehrreich. Und man muss kein Coaching buchen dafür. Mein Tipp: Nicht am selben Tag gegenchecken, sondern später, wenn etwas Abstand da ist.
Sprechendes Denken
„Podlog“ nennt der damit promovierte Philosoph Moritz Klenk seine täglichen Audioaufnahmen, mit denen er den Prozess des Sprechenden Denkens erforscht hat. Dabei stellte er fest: Podcasts können, anders als Texte, Denkprozesse abbilden, ihre Schleifen, Sackgassen, neuen Anläufe.
Durch lautes Denken wird der sonst unreflektierte und unsichtbare Denkprozess nach außen getragen. Forschende lernen ihre eigenen Denkmuster kennen, vielleicht auch kognitive Verzerrungen und unbewusste Vorannahmen. Ist man darüber hinaus bereit, sich beim Denken zuhören zu lassen, kommen auch Zuhörende über den Podcast wissenschaftlichem Denken so nah wie selten. Seien sie vom Fach oder Laien.
Im Gespräch mit Moritz Klenk – selbstverständlich im Modus des Sprechenden Denkens – wurde mir klar, dass auch ich beim Podcasten normalerweise schnell auf den Punkt kommen will. Die Zeit für eine Schleife, einen neuen Denkansatz gönne ich mir selten. Um auf neue Ideen zu kommen, braucht es die aber. Denn bei dieser Methode geht es nicht um Performance, sondern um eine genaue Analyse, bei der jedes Wort abgewogen werden darf.
Audioreflexion im Studium
Ganz neu: In diesem Semester podcaste ich mit Lehramtsstudierenden – und lote dabei als Co-Teacher im Rahmen der Lehr-Lernforschung mit ihnen die didaktischen Potenziale von Audioreflexionen aus. Die Studierenden dokumentieren ihr eigenes Lernen und vertiefen gleichzeitig die Inhalte der Veranstaltungen. Diese Rückmeldung gab es bereits. Ich bin gespannt auf das abschließende Feedback zur Methode. Und eins ist klar: Podcasten mit Lehramtsstudierenden macht richtig Freude!
Im Wintersemester werde ich wieder Workshops zum „Podcasten in der Lehre“ und zu „Podcasten als Prüfungsleistung“ abhalten. Gerne auch zu: „Audioreflexion als Lernmethode anleiten“.
Sie wollen mehr erfahren? Ich freue mich, wenn Sie Kontakt aufnehmen.