Spotify rief und mehr als tausend Podcaster*innen kamen am 20. April zum „All Ears“. So ein Branchentreffen gibt es ja nicht alle Tage. Auch ich wollte Trends und Neuigkeiten aufschnappen. Was ich mitgenommen habe…

Die Schlange vor den shabby-schicken Wilhelmshallen in Berlins Norden war lang. Podcasthosts, Producer*innen und Senderabgesandte standen Punkt 9 Uhr dicht an dicht vorm Check-in. Über uns instagramschöne Diskokugeln, dazwischen ragten Mikrofone hervor. Spotify hatte sich mit dem Eventdesign Mühe gegeben, um die Podcastszene zu umgarnen. Denn die Botschaft hieß: „Wir wollen die wichtigste Plattform für Podcasts werden“.

Spotify will zur „All in one“-Plattform werden

Tatsächlich liegt Spotify laut ARD/ZDF-Onlinestudie 2022 schon jetzt vorne bei den Streamingdiensten, vor allem bei den bis 29-Jährigen. Aber damit gibt sich der US-Anbieter nicht zufrieden. Saruul Krause-Jentsch, Head of Podcast bei Spotify, zwinkerte verschwörerisch als sie sagte, dass der RSS-Feed doch „oldfashioned“ sei. Da habe ich aufgehorcht. Der eigene RSS-Feed, der auf eine frei gewählte Homepage von Podcasts verweist, ist die Garantie für ihre unabhängige Verbreitung. Darauf weise ich in jedem Workshop hin… ab sofort noch etwas deutlicher. 

Bildung und Diversity in aktueller Podcaststatistik

Interessante Zahlen hat die leitende Managerin auch mitgebracht. So habe sich die Zahl der angehörten Podcaststunden im Verhältnis zum Vorjahr verdoppelt. 58 Prozent der Hörer*innen haben Hochschulabschluss. Und nur 4 der Top 100 Podcasts (darunter: Feuer & Brot und Rice and Shine) werden von Personen of Colour gehostet. In punkto Diversity darf sich noch einiges tun. Auch Frauen sind noch immer seltener vorm Mikrofon anzutreffen als Männer, aber inzwischen haben immerhin ein Drittel der Top 200 Podcasts wenigstens einen weiblichen Host.

Mehr Dienstleistungen, mehr Geldverdienen

Natürlich habe ich auch die Gelegenheit zum Austausch genutzt und daraus ein eigenes Stimmungsbild erstellt. Besonders ergiebig war das Schlangestehen vor den Getränkeständen. Die Zuversicht war greifbar. Mein Eindruck: Es gibt nicht nur immer mehr Podcasts, sondern auch immer mehr Dienstleistungen drumherum. Vom Sprechtraining über den Techniksupport bis zur Werbeplanung. Besonders voll waren auf dem „All Ears“ Sessions zum Geldverdienen mit Podcasts (durch Werbung oder Abo) und zum Communitymanagement. Rezo (Podcast: Hobbylos) setzt auf einen eigenen Namen für treue Follower (Lobbyhoes) und zuverlässige Antworten auf jede Nachricht der Hörer*innen.

Auf der Todo-Liste von Spotify

Spotify selbst verfolgt zwei Ziele: „Anzahl der Creators vervielfachen“ und „mehr Prominente“ ins Programm. Um das erste Ziel zu erreichen, änderte der US-Konzern seine Podcast-App „Anchor“ zu „Spotify for Podcasters“ und lässt neuerdings (bis auf Weiteres?) die Verbreitung des RSS-Feeds auch auf anderen Streamingdiensten zu. Lukrative Exklusivverträge, siehe Spotify-Nummer Ziel 2, gibt es meist für Auserwählte mit ausreichendem Bekanntheitsgrad und nennenswerter Fanbase.

Auch Promis brauchen (Podcast-)Titel

Aktuell stehen beim Streamingdienst Comedians im Fokus. Stellvertretend für sie saßen Anke Engelke und Riccardo Simonetti auf dem Podium, wo die beiden selbsterklärten „Showpferde“ über das Ringen mit Spotify über den Titel witzelten. Am Ende musste es, wie die goldene Titelregel empfiehlt, ein Nutzenversprechen sein – und so heißt ihr Podcast jetzt „Quality Time mit Riccardo und Anke“.

Weniger prominent und trotzdem viel gehört

So nett es war, die beiden live zu sehen und vor der Tür auf Sascha Lobo und Alice Hasters zu treffen… richtig gefreut haben mich die Begegnungen mit den kreativen Kolleg*innen von Funk und ein Plausch mit Jens Trocha, der mit seinem Podcast 30 Minuten Kunst, so sagte er mir, einige zehntausend Kunstinteressierte erreicht. Eine, wie es im Marketingdeutsch heißt, ziemlich „spitze Zielgruppe“. Der Journalist und freie Podcaster folgt seiner Leidenschaft und geht vor den ausgewählten Bildern munter ins Detail. Ja, das ist im Podcast möglich: Visuelles vermitteln und in die Tiefe gehen. Mehr dazu im Teil 2 meines Berichts vom Podcasttreffen. Dann geht es um:

Was wir bis jetzt über Wissenspodcast wissen – ein Podiumsgespräch beim „All ears“

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