Online-Publisher und Marketingexperten treffen sich alljährlich Ende Februar auf der Social Media Week in Hamburg. Auch, um einen Blick in die Glaskugel zu werfen und sich über Online-Trends auszutauschen. Dieses Jahr ist das Buzzword: Podcast.

Online-Trends 2020

Die Gallionsfiguren im Altonaer Museum sind in oranges Licht getaucht, Kunstnebel wabert auf der Bühne. Über die Leinwand flimmern Videos, die gerade auf Instagram viral gegangen sind: „Be a lady, they said“ mit Cynthia Nixon und „Unhate women“ von Terre des Femmes. Trendscout Bastian Goldschmidt beschreibt eine Auflehnung gegen sexistische Rollenbilder und Erwartungen, die nicht zu erfüllen sind. Was er als Online-Trend Nummer zwei sieht, nach Trend Nummer eins: zu einem gesunden Planeten beitragen. An drei und vier: ein selbstverständlicherer Umgang mit dem Tod und aktiv werden gegen Vereinsamung. Ich nehme „cliteracy“ und „death positivity“ als Suchworte mit.

Podcast hören gehört inzwischen zum Alltag

Das Wort, das in beinahe jeder Key Note vorkommt, ist mir allerdings sehr vertraut: Podcast. Der Spiegel ist stolz auf seine Lauschangebote, Hamburg Airport startet in diesen Tagen auditiv durch. Veranstaltungen, die „Podcast“ im Titel haben, sind voll bis auf den letzten Platz. Mich freut dieser Anklang. Endlich geht es nicht mehr darum, ob genug Menschen wissen, wie man Audios abonniert. Podcast hören gehört inzwischen zum Alltag. Und wer etwas zu sagen hat, zieht das Medium ganz selbstverständlich in Betracht.

Endlich Sender sein

Allerdings werde ich hellhörig, wenn es heißt, Podcast sei ein „prima Kanal für längere Inhalte, die sonst weggeswiped werden“ oder „Wir haben so viel zu erzählen über unser Unternehmen“. Was ja richtig sein kann. Nur klingt mir das zu sehr nach: endlich Sender sein. Nach der Fantasie von einer Hörerschaft, die irgendwo da draußen auf Erzählungen wartet. Meiner Beobachtung nach führt das auf den falschen Pfad. Am Anfang einer Podcast-Entwicklung gilt: nicht gleich senden, sondern erstmal zuhören. Was sind die Fragen des Publikums in spe? Was ist relevant für die Hörer*innen? Und die erste Folge sollte sitzen. Gerne höre ich natürlich, dass Podcast jetzt „mega angesagt, hip und cool“ sei.

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