„Alles, was ich weiß, habe ich aus Podcasts gelernt“ war der Titel des Panels, zu den „Rezepten erfolgreicher Wissenspodcasts“. Das klang vielversprechend. Aber gibt es tatsächlich „Kochrezepte“, denen Science Podcast Hosts nur zu folgen brauchen, um tausende von Hörer*innen zu gewinnen und zu halten?

Tatsächlich wurden auf den „All Ears“ in Berlin nur ein paar Zutaten zusammengetragen. Doch die, und die Schlaglichter auf den Erfolg von Wissenspodcasts, waren durchaus anregend. Auf dem Podium saßen Gábor Paál (SWR2 Wissen), Christian Bollert (Spektrum der Wissenschaft, detektor.fm), Lisa-Sophie Scheurell (Wissen Weekly, Spotify) und Sophie Stigler (Deep Science, Deutschlandfunk). Es wurde also auch Radio-Knowhow angezapft.

Ein gutes Gefühl

Konsens war: auditive Wissensformate sind „extrem beliebt“. Und das nicht erst seit dem Coronavirus Update. Die Erklärung von Sophie Stigler klang zunächst ungewöhnlich, dann aber einleuchtend: Anders als Nachrichten, die uns oft beunruhigen, seien Wissenschaftspodcasts in der Regel „positiv und konstruktiv“ und hinterließen „ein gutes Gefühl“. Und dabei bräuchten sie nicht oberflächlich zu sein. Es sei sogar ein Fehler, das Podcastpublikum zu unterschätzen.

Erfolgreich in die Tiefe gehen

„Wir wissen von unseren Hörerinnen und Hörern“, sagte Christian Bollert, „dass sie große Lust haben auf alles, was richtig kompliziert ist. Wir gehen richtig tief rein.“ „Nerdthemen laufen.“, bestätigte Gábor Paál. Alles eine Frage der Übersetzungsleistung. Auch bei der Themenfindung wirken Follower gerne mit. „Aus meinem DMs auf Instagram habe ich einmal 50 Vorschläge mitgenommen.“, erinnerte sich Lisa-Sophie Scheurell, „Die Redaktionssitzung hat dann drei Stunden gedauert und wir hatten noch nicht die Hälfte durch.“

Neue Perspektiven anbieten

Und die Rezepte? Lisa-Sophie Scheurell betonte, wie wichtig es sei, „die menschliche Seite mitzuerzählen“. Gábor Paál versucht, immer „einen neuen Dreh“ zu finden, darüber nachzudenken, wie „ein Thema noch nicht erzählt“ wurde. Es gehe ja, meinte Sophie Stigler, darum dass die Zuhörenden Gelegenheit bekämen, „ihre Perspektive zu hinterfragen“. Gábor Paál mahnte, die Einordnung nicht zu vergessen: „Was bedeutet das für uns gesellschaftlich oder politisch oder wirtschaftlich?“

Beim Putzen schlauer werden

Mein Eindruck: Es gibt ein ziemlich aufgewecktes Publikum für Wissenspodcasts, das Freude daran hat, mehr über Ursachen von Phänomenen zu erfahren. Das gerne denkt und Fragen stellt. Das nehme ich mit in meinen nächsten Workshop zum Podcasten über Wissenschaft. Dessen Erfolge, so erklärte Gábor Paál eine ganz pragmatische Seite haben, weil viele in unserer „effizienzorientierten Gesellschaft“ es schätzten, beim Sport oder beim Putzen „nebenbei schlauer zu werden.“ Was mit Texten oder Videos nicht so gut ginge.

Hier gibt es den Bericht zum ganzen „All Ears“-Event.