Was macht eine Reisereporterin, wenn sie nicht reisen soll und der Flug ohnehin gestrichen wurde? Sie begibt sich an dem Ort, an dem wir alle gerade sind, auf Recherche: im Wohnzimmer.

Diese Reportage für den Bayerischen Rundfunk habe ich tatsächlich vom Sofa aus realisiert. Und das erste Mal kam dieses Möbel tatsächlich auch vor, beschrieben in allen Details. Angeregt hat mich das Büchlein des französischen Adligen Xavier de Maistre: „Die Reise um mein Zimmer“, verfasst 1790. Eine literarische Pioniertat in Folge eines 42-tägigen Hausarrests. Gerade sehr en vogue.

Mich hatte der Ehrgeiz gepackt, im allzu Bekannten Neues zu entdecken und es dingfest zu machen. Was würde passieren, wenn ich mich in meinem Wohnzimmer mit dem so analytischen wie einfühlenden Blick der Reporterin umschauen würde? Die selbst gestellte Aufgabe hat mir ziemlich viel Spaß gemacht. Da gab es das Lieblingsbuch zu küren und zu feiern, die Erinnerung an einen besonderen Geruch und eine Staubmaus, die mir nicht entkommen ist.

Was nebenbei einstand: ein Bericht darüber, wie ich einen Ort bereise, und sei er noch so beschränkt, und wie ich nach allen Regeln der Kunst davon erzähle. Storytelling in a nutshell sozusagen. Lasse sich davon anregen, wer mag. Meine Überzeugung: Es gibt nichts, was nicht – auf nähere Betrachtung hin – erzählenswert wäre.

Gesendet auf BR2 in der Sendung radioReisen

Ihnen allen ein gesundes, glückliches 2021, mit vielen tollen Entdeckungen – drinnen wie draußen!