Eine kraftvolle Sprache, die Figuren der Kindheit, uralte Mythen – es gibt viele Gründe noch einmal in die Welt der Märchen einzutauchen. In der Grimmwelt in Kassel werden sie frisch und gar nicht süßlich inszeniert. Mich hat interessiert, was uns Märchen heute noch geben können – und wie die Gebrüder Grimm unseren Bilder- und Wortschatz füllten.
Sich als Reporterin Geschichten erzählen lassen: ganz normal. Abgefahren wird es, wenn eine Hecke zu einem spricht. Runde rote Lautsprecher hängen im aufgerollten Kunstrasengrün und es wispert: „Knusper, knusper, Knäuschen…“ Mehr braucht es nicht und schon steht uns die ganze Lebkuchenhaus-Szene vor Augen. Einfach weiterzugehen ist fast unmöglich. Wir wollen die vertrauten Worte noch einmal hören.
Sicher, das Material ist dankbar. Aber es wurde auch geschickt bearbeitet, von Jacob und Wilhelm Grimm, die außerdem noch ein viel größeres Projekt verfolgten, das den ersten Stock der Grimmmwelt einnimmt. Es hat auf seine Weise etwas Märchenhaftes.
Als Philologen wollten die Brüder jedes einzelne deutsche Wort erforschen, seine Herkunft und seinen Gebrauch. 1838 fingen sie an, zehn Jahre gaben sie sich für das Projekt. Doch es sollte 132 Jahre dauern, bis das Wörterbuch der deutschen Sprache fertig war. Heute ein Standardwerk der Germanistik. Eine Zettelwand zeugt im Museum von dieser Mammutaufgabe, bei der auch ein paar deftige Schimpfworte dokumentiert wurden.
Auf meinem Weg durch die Grimmwelt begleiten mich die Kunsthistorikerin Julia Ronge und viele große und kleine Märchenfans.
„Märchenhafte Grimmwelt“ DLF, Sonntagsspaziergang
Zur Website des Museums: Grimmwelt